Entstehung, Auftrag und Qualifizierung

 

 


 


Spezialhundezug des Jagdgebrauchshundverein Mittelhessen stellt für den Kreis Marburg-Biedenkopf und für das Land Hessen geprüfte und einsatzfähige Hundestaffel zur Kadaversuche

"MILAN 100 von MILAN 130 - kommen", der Gebrauchshundeführer spricht den Zugtrupp, zugleich Führungsstelle des Spezialhundezuges Mittelhessen, mit dem Motorola-Handfunkgerät an. Der Spezialhundezug ist eine Abteilung innerhalb des Jagdgebrauchshundverein Mittelhessen. In dieser sind unter anderem Jagdgebrauchshundeführer des Vereins organisiert, die ihren Jagdhund auch als Rettungshund ausgebildet haben.
Sein Kleiner Münsterländer hat vor wenigen Minuten den zweiten Kadaver einer ASP-seuchenverdächtigen Überläuferbache im Revier Dammühle gefunden.

Der Hundeführer muss nun nach vorgegebener Handlungsanweisung die Fundstelle markieren und über Funk den angenommenen Seuchenfund und die genauen Koordinaten vermelden. 
Die Suchgruppenhelferin, mit der der Hundeführer als Suchtrupp MILAN 130 in der zugewiesenen Fläche zur Absuche eingesetzt ist, unterstützt den Hundeführer gelegentlich bei der Orientierung im Gelände. Sie könnte auch den Funk oder im Falle eines Kadaverfundes die Markierung der Örtlichkeit und die Ermittlung der Koordinaten für die nachrückenden Bergekräfte übernehmen. 
Könnte - heute aber nicht, da der Hundeführer mit seinem Kleinen Münsterländer gerade als Kadaversuchhundgespann - Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, geprüft wird.

Im realen Einsatzfall ist es also möglich, bei beispielsweise einer Ermüdung des ersten zur Absuche eingesetzten Suchhundes, überschlagend weiter zu suchen, da die Suchgruppenhelferin selbst einen ASP-Suchhund am Riemen mitführt. 
Der Suchtrupp hat nach eigenem Ermessen so die Möglichkeit, die Position untereinander zu wechseln. 
Die Suchgruppenhelferin würde dann als Kadaversuchhundführerin mit ihrem Suchhund Hunter unterwegs sein, der Hundeführer von zuvor würde als Suchgruppenhelfer nun unterstützend begleiten.

Kalt ist es am 30. Januar 2021 im ASP-Seuchengebiet Revier Dammühle, Kreis Marburg-Biedenkopf. 
Kein Schneefall und nass, die Sicht im Winterwald ist gut. Dem geübten Auge des Jägers entgeht nicht, das vor nicht allzu langer Zeit Rehwild hier gewechselt hat.
Der Jagdgebrauchshundverein Mittelhessen hält heute zusammen mit seinem Spezialhundezug, dem Fachdienst Veterinärwesen des Kreises und Vertretern zweier Feuerwehren die erste Kadaversuchhundprüfung im Verein ab.
Zugleich werden die Handlungsabläufe der neu aufgestellten und bei Bestehen der Prüfung dann einsatzfähigen Kadaversuchhundgruppe sowie ihr Zusammenwirken mit anderen Einsatzkräften außerhalb des eigenen Spezialhundezugs geprobt.

"Hier MILAN 100 - kommen", schallt es aus dem Funkgerät zurück. 
Der Hundeführer vermeldet mit ein wenig stolz auf seinen nicht nur in der ASP-Suche hervorragend ausgebildetem Vollgebrauchshund, den dreijährigen Rüden Captain, den Fund des zweiten Kadavers. Dann gibt er die durch ihn zuvor getätigte Markierung des Fundortes, sowie die genauen Koordinaten an MILAN 100 durch. "Setze Absuche fort", meldet der Hundeführer. "MILAN 100 - verstanden", bestätigt die Gegenstelle. "MILAN 130 - Ende".

Der Richterobmann, selbst ein erfahrener Deutsch Drahthaar-Führer, ist mit der Leistung des Gespanns zufrieden.
Er ist nicht nur langjähriger Verbandsrichter des JGHV sondern auch Wehrführer einer Einsatzabteilung der Feuerwehr in seiner Heimatgemeinde im Ebsdorfergrund und wurde auch aus diesem Grund vom ausrichtenden Prüfungsverein angefragt, um an der ersten Prüfung von Gespannen zur Kadaversuche im Jagdgebrauchshundverein Mittelhessen als Obmann der Richtergruppe mitzuwirken. 
Denn nicht nur die Leistungen des Hundes fließen in die vom Ministerium anerkannten und genehmigten Konzeption der Mittelhessen zur Feststellung der Brauchbarkeit für die Kadaversuche des Gespanns mit ein. 
Auch die Leistungen des Hundeführers werden dabei mit einbezogen. 
Neben dem Orientieren im fremden Gelände, dem Markieren der Fundstelle und Ermittlung der Koordinaten, der Selbstdesinfektion von Hund und Führer, ist natürlich auch eine ausreichend sichere Leistung in der Kommunikation und Handhabung des Einsatzstellenfunks durch den Hundeführer ein weiterer Prüfpunkt der Gespannsprüfung zur Kadaversuche ASP des Jagdgebrauchshundvereins Mittelhessen. 
Hier sind u. a. feuerwehrtechnische Kenntnisse in der Richtergruppe zur Beurteilung der Sachkunde des Hundeführers gefragt, wenn diese nicht anderweitig, wie z. B. bei Sicherheitsbehörden oder bei der Bundeswehr, durch einzelne Verbandsrichter möglicherweise bereits erworben worden sind.
Das ist nicht bei allen Verbandsrichtern des Jagdgebrauchshundverbandes der Fall, und solche speziellen Kenntnisse werden in der Ausbildung zum Verbandsrichter auch nicht vermittelt. Für die zu richtenden Anlage- und Gebrauchsprüfungen des Verbandes sind solche zusätzlichen Qualifikationen natürlich auch nicht erforderlich. Für den Richterobmann, mit seinen speziellen Kenntnissen, ist es eine Ehrensache bei der Prüfung der Kadaversuchhunde der Mittelhessen als Sachkundiger mitzuwirken. 
Auch die beiden anderen Verbandsrichter der Prüfergruppe unterstützen gerne die neue und ungewohnte Prüfung auf Einsatzfähigkeit der neuen Hundestaffel im mittelhessischen Jagdgebrauchshundverein.

Der Eignungsprüfung Einsatzfähigkeit Afrikanische Schweinepest, kurz EPE-ASP, des JGV Mittelhessen war die Erstellung einer umfangreichen Ausbildungs- und Prüfungskonzeption für Kadaversuchhunde, sowie eine intensive und fordernde Ausbildung für die Interessenten des Vereins vorausgegangen.
Nachdem sich der Fachdienst Veterinärwesen des Landkreises Marburg-Biedenkopf im Dezember 2020 an den Ersten Vorsitzenden des Jagdgebrauchshundverein Mittelhessen in Sachen Ausbildung von Kadaversuchhunden zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gewandt hatte, wurde dieser umgehend aktiv und erstellte eine umfangreiche Ausbildungs- und Prüfungskonzeption für den Geltungsbereich des Vereins. 
Der Erste Vorsitzende der Mittelhessen ist selbst nicht nur in seiner Freizeit erfahrener Gebrauchshundeführer, Verbandsrichter, Sachverständiger und Übungsleiter, sondern befasst sich auch beruflich seit vielen Jahren mit der Ausbildung und Führung von Gebrauchshunden, unter anderem von Spürhunden. 
Durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klima, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wurde die eingereichte Konzeption nach sorgfältiger Prüfung anerkannt und auch noch im Dezember 2020 genehmigt.

Im Jagdgebrauchshundverein Mittelhessen wurde daraufhin die Verbandsrichterin und Übungsleiterin welche auch Zugführerin des Spezialhundezuges im Verein ist, mit der sofortigen Aufnahme der Ausbildung von Gespannen zur Kadaversuche nach der genehmigten Ausbildungskonzeption durch den Vereinsvorstand beauftragt. 
Zielvorgabe des Vereins in Sachen ASP: Die zeitnahe Bereitstellung einer geprüften und einsatzfähigen Kadaversuchhundgruppe für den Landkreis Marburg-Biedenkopf und für das Land Hessen.

Voraussetzungen für die Teilnahme an der Ausbildung zum Kadaversuchhundführer im JGV Mittelhessen (JGV MH) waren für die Interessenten des Vereins der bereits erfolgreich absolvierte JGV MH-Gebrauchshundeführerlehrgang sowie die bestandene Begleithundprüfung des VDH. 
Weiter waren das JGV MH-Ausbildungsmodul "Schwarzwildgatter", ein bereits erfolgtes JGV MH-Ausbildungsmodul "Erste Hilfe Tier (Hund)" und "Erste Hilfe Mensch" sowie die JGV MH-Sprechfunkberechtigung für den Vereinsfunk der Mittelhessen von den Verantwortlichen der ASP-Ausbildung gerne gesehen.

Nach intensiven Schulungsmaßnahmen ist es dem Team gelungen 13 Gespanne des Jagdgebrauchshundvereins Mittelhessen erfolgreich zur Kadaversuche sowie 3 Suchgruppenhelfer auszubilden und die Kadaversuchhundgruppe des Spezialhundezugs im JGV Mittelhessen (JGV SpHuZg MH / KaSuHuGr) zum 01.02.2021 einsatzfähig zu melden.

Der Jagdgebrauchshundverein Mittelhessen bedankt sich herzlich bei seiner Übungsleiterin ASP, bei den zur Prüfung eingesetzten Verbandsrichtern, allen Helfern und Unterstützern in Ausbildung und Prüfung der Kadaversuchhundgruppe, insbesondere bei den Vertretern des Landkreises Marburg-Biedenkopf Fachdienst Veterinärwesen, der Unteren Jagdbehörde des Landkreises, den Feuerwehren Ebsdorfergrund und Marburg-Wehrshausen, Hessen-Forst (Forstamt Kirchhain), bei der Jägervereinigung Marburg, dem Jägerverein Lahn-Ohm, dem Gebrauchshundeverein Schwabendorf. Insbesondere auch für die disziplinierte Einhaltung aller vorgegebenen Regeln der JGV MH-Hygienekonzeption und der in Hessen geltenden Ausführungsbestimmungen unter den Bedingungen der Corona Pandemie.